Stückentwicklung und längerfristige Begleitung von Gruppen

Ich arbeite gerne fest und kontinuierlich mit Gruppen, entwickle hier Vertrauen und ein Gemeinschaftsgefühl, bevor wir gemeinsam spüren und entscheiden, ob wir ein Stück erarbeiten und zeigen wollen oder uns wöchentlich der Gruppendynamik und wechselnden Übungen hingeben. Es hat einen besonderen Reiz, beständig miteinander zu arbeiten und zu erkennen, ob auch etwas Improvisiertes Grundstein für etwas Langfristiges sein kann – denn es kann zusammenschweißen, ein Ziel vor Augen zu haben.

Meine Arbeit besteht zunächst darin, eine Beziehung zu den Kursteilnehmenden aufzubauen und den Aufbau der Beziehungen unter den Teilnehmenden zu unterstützen, um eine warme, arbeitstragende Atmosphäre als Grundlage zu schaffen. Bei der Begleitung einer Gruppe über meist mehrere Monate werden Schauspielübungen und -techniken angeleitet und vermittelt.

Das Medium des Theaters soll hierbei genutzt werden, um auch mit eigenen Gefühlen und Anteilen zu arbeiten. Als Theaterpädagoge verstehe ich mich hier zum einen als Vermittler der Kunstform Theater für jeden Teilnehmer, der sich dem freiwillig hingibt (ja, unfreiwillig geschieht auch mal!) und zum anderen sehe ich meine Aufgaben im Erkennen der Stärken eines Einzelnen und dem Erkennen eines gemeinsamen Themas, das die Gruppe verbindet und als Grundlage für eine Produktion, also eine Aufführung, dienlich sein kann. Längerfristiges theaterpädagogisches Arbeiten muss nicht zwingend am Ende eine Aufführung als Ziel haben. Wichtig ist mir, dass jeder Einzelne ausbaufähige Perspektiven entwickelt und persönliche Ziele schafft. Betonen möchte ich auch in der grundsätzlichen Erklärung meines Ansatzes von Theaterpädagogik, dass dem Spiel eine besondere Bedeutung zu kommt, nicht nur bei Schüler- oder Kindergruppen. Im Ausdruck „Theater spielen“ steckt schon das Wort „spielen“ und auch, wenn es um Szenen aus selbst Erlebtem oder der eigenen Biografie geht, werden diese nachgespielt. Aber gerade bei existenziellen Themen wie Liebe, Freundschaft, Tod, Schuld, Vergebung und all dem, was das Leben ausmacht und Theater behandelt, so geht es zunächst darum, auch tiefen Themen zunächst mit einem leichten, ja spielerischen Zugang zu begegnen. Bei der Inszenierung eines Stückes arbeite ich als theaterpädagogischer Regisseur und setze entweder ein Stück um, das schon verschriftlicht wurde oder ich entwickle es mit der Gruppe von A bis Z selbst. Dabei sind uns thematisch und künstlerisch keine Grenzen gesetzt und ich kann auch von meinen eigenen schauspielerischen Erfahrungen zehren und diese weitergeben. Das Spielerische gilt für alle Gruppen, für die Theaterpädagogik in Frage kommt – für Kinder, Menschen mit Beeinträchtigung, Senioren, Menschen in der Justizvollzugsanstalt, mit einer Suchtgefährdung oder in Unternehmen. Spielen und spielerische Übungen geben Möglichkeiten zum Lachen, verrückt zu sein und einen Ausdruck zu finden, der uns unter ernsthaften Alltagsbedingungen verwehrt bleibt. Ein hoher Anteil der gemeinsamen Arbeit steckt in der ernsthaften Reflexion der einzelnen Schritte und den Fragen nach dem Sinn und Ziel. Durch meine Auswahl an Techniken und Übungen kommen wir in Bewegung, der Körper wird aktiviert. Als Ziel meiner theaterpädagogischen Arbeit mit Kindern und allen anderen Teilnehmenden gilt für mich in Kontakt zu kommen. Mit sich selbst in Kontakt zu kommen, mit den eigenen Gefühlen und mit anderen, Kontakt herzustellen und zu vertiefen. Gerade nach Überstehen der Pandemie und dem Überfluss an digitalen Medien lege ich viel Wert auf tatsächlichen Kontakt, das Festigen von Ritualen, Verbindlichkeit gegenüber der Gruppe und Atmosphäre und Vertrauen in der Gruppe. Die längerfristige Teilnahme in theaterpädagogischen Prozessen trägt zur Persönlichkeitsbildung und -entwicklung bei; dies geschieht auch durch die Förderung sozialer Kompetenzen, stärkerer Präsenz und der Wahrnehmung und Schaffung eines eigenen Ausdrucks. Weitere Ziele, insbesondere auf die Arbeit mit Kindern bezogen, sind für mich die Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen, der Konzentrationsfähigkeit und des Sprachbewusstseins sowie das Schaffen und Erweitern der Kreativität und Fantasie.