KuKuK und Andreas Hugo laden ein zum bunten Nachmittag der Geschichten und des Spielens.
Ein bunter Nachmittag der Geschichten und des Spielens – so könnte man unser besonderes Projekt im Marienheim beschreiben. Seit dem 12. Mai treffe ich mich regelmäßig mit einer wundervollen Gruppe von acht Senioren, um gemeinsam Geschichten zu erzählen, neue zu erfinden und spielerisch in Erinnerungen zu schwelgen.





Nach neun intensiven Begegnungen sind wir nun in der wohlverdienten Sommerpause – im September geht es weiter! Was in diesen Wochen entstanden ist, bewegt mich zutiefst: eine Gemeinschaft, die durch Vertrauen, Offenheit und eine lebendige Neugierde geprägt ist.
Jede unserer 130-minütigen Einheiten beginnt mit Geschichten über ganz bestimmte Momente, z. B. Situationen in denen die Teilnehmer ein besonderes Geschenk bekommen haben oder stolz auf sich selbst waren. Diese ersten Erzählungen öffnen die Türen zu weiteren Erinnerungen – an Leidenschaften, besondere Reisen oder vergangene Berufe, die wir sogar pantomimisch darstellen und uns damit dem Theater spielen annähern.
Kreativität kennt keine Altersgrenze
Unser 13-teiliger Kurs ist gespickt mit kreativen Elementen. Wir gestalten gemeinsam Betttücher mit Motiven aus der Kindheit oder zum Thema Dankbarkeit. Besonders berührend: Alle Teilnehmer sind dankbar für ihren derzeitigen Gesundheitszustand und dafür, dass wir diesen Kurs mit so viel Vertrauen erleben dürfen.
Das Spielen steht im Mittelpunkt – denn es erzeugt Leichtigkeit. Klassiker wie „Stille Post“ oder „Ich packe meinen Koffer“ werden so abgewandelt, dass sie perfekt zu unserer Gruppe passen. Mit einem Durchschnittsalter von 88 Jahren (ohne mich als Anleiter) beweisen die Teilnehmer täglich, dass Spielfreude zeitlos ist.
Theater, Tanz und tiefe Gespräche
Auch das Theaterspielen kommt nicht zu kurz. Was mit einfachen Szenen zu Emotionen oder dem Thema Freundschaft begann, entwickelte sich sukzessive zu Mini-Aufführungen, die die Teilnehmer in völlig neue Rollen und Perspektiven brachten.
Wir bewegen uns zwischen verschiedenen Welten: Im kreativen Raum erfinden wir durch freies Assoziieren spontane Geschichten, im biografischen Raum erwürfeln wir Fragen aus einem Biografiespiel und beantworten sie nachdenklich und gefühlvoll.
Eine Atmosphäre des Vertrauens
Was diese Gruppe so besonders macht, ist die außergewöhnliche Offenheit, der Respekt, die Toleranz, der Humor und der Mut aller Beteiligten. Hier fließen auch mal Tränen bei bewegenden Themen, aber genauso oft wird heiter getanzt und herzlich gelacht.
Bevor wir uns aus dem Leben erzählen – sei es über die Kindheit, besondere Menschen, die Herkunft oder die Heimat – wärmen wir uns körperlich auf. Mit einem Ball, einem Hut, einem Stuhltanz oder einem Socken-Wurf-Spiel sorgen wir für Lockerheit. Jede Einheit ist anders, aber unser festes Ritual am Ende mit persönlichen Liedern schafft stets einen atmosphärischen Abschluss.
Wachstum in Gemeinschaft
Ich erlebe wöchentlich, wie treu jeder dem Kurs und der Gruppe ist. Die Teilnahme gibt Zusammenhalt und Selbstbewusstsein. Nicht nur die Gruppe ist zusammengewachsen – jeder Einzelne wächst, zeigt sich authentisch und gibt offen und verletzlich Einblicke in die eigene Biografie.
Diese Erfahrung berührt und bereichert mich zutiefst. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung im September und träume bereits von einem zweiten ähnlichen Projekt im gleichen Heim oder einer anderen Institution. Denn eines ist sicher: Geschichten verbinden – in jedem Alter.
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